Heilung
Ganzheitliche Heilung ist nur durch und mit der Liebe möglich. Die Liebe ist die einzige Kraft, die Körper, Geist und Seele ganzheitlich heilen kann. Jeder noch so gute therapeutische Ansatz führt ohne Liebe, ohne Zuwendung, in eine Sackgasse und allenfalls zu einer zeitweisen Verdrängung der Symptome. Der Patient, der Mensch fühlt sich bevormundet und in seiner Würde verletzt. Er baut daraufhin unbewusst Widerstände auf, die einen vollständigen Heilungserfolg verhindern. Dies gilt nicht nur für den einzelnen Menschen sondern auch für Gesellschaften.
Zweifellos kann man die heutige Gesellschaft, als eine nicht ganz gesunde, und demgemäß kann man sie als eine kranke Gesellschaft bezeichnen. Sie funktioniert auf einer Basis von Kompromissen menschlichen Zusammenspiels. Der Mensch lernt von Kind an, für seine Person negative Aspekte in Kauf zu nehmen, um andererseits entsprechend seiner Bedürfnisse positive Umstände leben und erleben zu können oder zu dürfen. Die Kompromisse richten sich immer nach den jeweiligen Regeln derjenigen Gesellschaft, in der man leben muss, oder in der man zu leben bereit ist.
Als Glück wird der Zustand des Menschen interpretiert, der seinen Platz, wenn möglich einen privilegierten Platz, in der Gesellschaft gefunden hat, der ihm ein Leben mit möglichst wenig Widerständen ermöglicht. Deshalb wird von der Medizin im Allgemeinen derjenige Patient als geheilt angesehen, der sich wieder in die jeweilige Gesellschaft einfügen kann und sich relativ autonom in ihr bewegen kann. Man könnte auch auf unsere Gesellschaft bezogen sagen, wenn er wieder produktiv oder relativ produktiv ist.
Aber auch die moderne Wissenschaft hat schon festgestellt, dass diejenigen, die Glück gehabt haben, nicht auch zwangsläufig glücklich sind.
Denn wahres Glück oder Glückseligkeit können nur liebende Menschen erfahren. Nur liebende Menschen können sich auch geliebt fühlen und die Liebe erfahren. Menschen, die sozusagen ganz mit Körper, Geist und Seele oder Körper, Herz und Seele in der Liebe sind.
Im aufkommenden Neoliberalismus der 80er Jahre wurden die Menschen angehalten, sich auf sich selbst zu beziehen. Das Wort Eigenliebe machte schnell seine Runde. Vielversprechende Dogmen wie, „Wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere nicht lieben.“ oder „Wenn die anderen nicht für dein Glück sorgen, dann muss man selbst dafür sorgen.“ setzten sich bald in der Gesellschaft durch. Natürlich sind diese Aussagen begrenzt richtig, aber eben nur begrenzt. In sich isolierte Eigenliebe führt zu Egozentrik und folglich zu Egoismus. Und eine Gruppe von Egozentrikern kann keine in sich funktionierende Gesellschaft sein, da das verbindende Element Zuwendung nur spärlich, oder nur bei eigenem Interesse vorkommt oder ganz fehlt.
Deshalb gilt: Eigenliebe oder Selbstliebe geht nicht ohne Nächstenliebe. Denn nur, wer seine Umwelt, die Lebewesen, die Dinge liebt, die seine Lebenssituation ausmachen, kann auch sich selbst lieben. All dies gehört zu einem selbst, gewissermaßen als Spiegelbild des Inneren. Es ist die Welt, in der man in diesem Moment lebt. Und man kann nur diesen Moment leben und somit auch lieben. Hiermit ist lieben als Tätigkeitswort (Agapé) gemeint, als etwas, das man tut. Denn nur wenn man es tut, kann man die wahre Liebe auch spüren, fühlen, erleben. Und nur dann kann man wahres Glück erfahren, verspüren, erleben.
Wahre Heilung entsteht nur, wenn der Patient, der Mensch, in die Lage versetzt wird, wahres Glück zu erfahren. Das ist der, man könnte sagen der therapeutische Ansatz von „Apóstol San Simon el Zelote“.